Berufstheater­unternehmen 1921 – 1945

Von der Ersten Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Als das vorwiegend deutschsprachige Siedlungsgebiet Westungarns 1921 zu Österreich kam, stellte die Verschiebung von Staatsgrenzen eine Zäsur auch für das professionelle Theater im heutigen Burgenland dar. Nach der umstrittenen Volksabstimmung verblieben das im geografischen Mittelpunkt der Region gelegene Sopron/Ödenburg und sein Stadttheater bei Ungarn. Ein eigenes Schauspielhaus – wie in jeder anderen österreichischen Landeshauptstadt vorhanden – im Burgenland war, ist und bleibt Utopie. In der Zwischenkriegszeit tätige österreichische Theaterprinzipale, die versuchten, im neuen Bundesland Berufstheaterbühnen zu etablieren, konnten nicht reüssieren. Die schwierige wirtschaftliche Lage und das Fehlen einer großen Schicht eines Bildungsbürgertums im „Land der Dörfer“ dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein. Erfolgreicher waren Gastspiele vazierender „Bauerntheater“, die volkstümliche Possen darboten. Österreichs bekannteste Truppe dieses Genres, die 1892 gegründete „Löwinger-Bühne“, war beispielsweise im November 1937 in Eisenstadt zu Gast.

Immer wieder auch Schauplatz für Theateraufführungen: die Gastwirtschaft „Zur weißen Rose“ in Eisenstadt, Foto aus 1935 (Quelle: Sammlung Hans Larnhof)

Theaterspiel in Eisenstadt vor einer Kruckenkreuzfahne, der Flagge des „Ständestaates“ (Quelle: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung)

Als Spielstätten dienten vor allem Gasthaussäle, in die Bühnen beziehungsweise Podeste eingebaut waren – ein Umstand, der sich bis heute im Fall von Amateurtheateraufführungen erhalten hat. Technische Einrichtungen, wie in Schauspielhäusern vorhanden, gab es naturgemäß nicht.

Nachdem die Nationalsozialisten im März 1938 die Staatsgewalt übernommen und das Burgenland aufgelöst hatten, ging im Theaterwesen zunächst manches weiter wie gewohnt.

Gastspiele von Tourneebühnen, der „Bauerntheater“, die schon in der Ersten Republik gang und gäbe waren, wurden nun von der nationalsozialistischen „Freizeit“- Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) organisiert. Im Oktober 1939 zum Beispiel führte das „Tegernseer Bauerntheater“ in Eisenstadt das Lustspiel „Die drei Eisbären“ auf und gastierte danach beinahe eine Woche lang in Mattersburg. „KdF“ brachte Theatergruppen nicht nur zur Unterhaltung des einheimischen Publikums ins Land, sondern „besorgte [auch] die Truppenbetreuung, die darin besteht, den hier weilenden Soldaten Kulturelles und Heiteres zu bieten,“ war in der „Grenzmark Zeitung“ im August 1942 zu lesen. Neben Stücken zur Belustigung und Zerstreuung des Publikums wurden aber auch Dramen zur Aufklärung im Sinne der „Volksgesundheit“ aufgeführt. So zeigte die „Deutsche Bühne für Volkshygiene“ ebenfalls 1942 ein Schauspiel, das das Thema Diphterie laut „Grenzmark Zeitung“ „wirklich künstlerisch behandeln“ und Eltern „wertvolle Hinweise für die Gesunderhaltung der Kinder geben“ sollte. „Der Arzt Dyrander“ war im großen Saal des Eisenstädter Gasthauses „Zur Weißen Rose“ zu sehen.

Theaterspiel in Eisenstadt vor einer Kruckenkreuzfahne, der Flagge des „Ständestaates“ (Quelle: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung)